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Kalte Tropfen fielen wie kleine Nadelstiche gegen mein Gesicht und auf meine nackten Hände und wütend blickte ich in den Himmel, wütend auf Gott, wütend auf die ganze Welt, wütend auf alles, was diesen Regen verursachte und alles, was mich alleine an einer Haltestelle stehen ließ. In einer Stadt, die ich nicht kannte, zu weit weg von zu Hause, als es mir lieb war. Es war naiv gewesen, zu glauben, an einem Ort wie diesen würde das Wetter irgendeinen Sinn für Gerechtigkeit haben. Wieso sollte es, wenn es das ganze Jahr hindurch in strömen goss? Warum sollte es eine Ausnahme machen, wenn ich eine brauchte? Meine Stirn legte sich in Falten und die Tropfen fielen unangenehm in meine offenen Augen, doch es war mir egal. Ich blinzelte sie einfach weg.
Jetzt war es schon 48 Stunden her, dass ich Jenna das letzte Mal gesehen hatte. 48 Stunden, in denen ich mir das schlimmste ausmalte und doch nichts anderes erreichte, als die immer gleiche Stimme verschiedener Mailboxen an meinem Ohr.
Jenna war weg und mir fiel kein Grund für sie ein, zu gehen, was meine Angst nur noch voran trieb. Hatte ihr jemand etwas getan? Lag sie irgendwo und wartete darauf, dass jemand kam? Spürte sie, genauso wie ich, jeden einzelnen, eisigen Regentropfen auf ihrer Haut, an einem Ort, an dem sicherlich niemals jemand unbelaufene Wege einschlug? Der Regen neben meinen Ohren rauschte weiter und ich spürte, wie meine Gedanken es beinahe schafften, dass ich mich umdrehte, den Bus zu vergessen mit dem ich zurück zu Old Quinn fahren wollte, um weiter zu suchen. Doch gleichzeitig wusste ich, dass, selbst wenn ich los ging, die Chancen nicht schlecht standen, dass ich mich nur noch weiter von Jenna entfernte und gleichzeitig von Telefonen und Internet, weit weg von dem einzigen Ort, an dem meine beste Freundin mich bei ihrer Rückkehr vermuten würde und zwang mich, zu bleiben. Ich war schon den ganzen Tag durch diese deprimierende Stadt gelaufen, hatte ihr Bild den Leuten gezeigt, doch niemand wusste mir etwas zu sagen. Keinen Hinweis war ich reicher geworden, acht Stunden, in denen immer noch nichts passiert war. Selbst dem Sheriff war ich begegnet, Kaffeetrinkend in seinem Wagen, der mir versicherte, dass alles nur halb so schlimm war, wie es schien. Ich hatte die Polizei schon an dem Abend informiert, an dem Jenna nicht zurück gekommen war. Es war nicht ihre Art, einfach zu verschwinden, ohne sich zu melden und mir fiel nichts ein, was ich getan haben könnte, um diese Ignoranz zu verdienen. Doch ab dem Moment, als ich Jason erwähnt hatte, schien sich die ganze Wache zu beruhigen, während mein Körper sich nur noch mehr angespannt hatte. Zwar kannte niemand von ihnen den schwarzhaarigen, dunkeläugigen Jason, den ich ihnen beschrieb, doch wenn es um verliebte Teenager ging, war so etwas nichts ungewöhnliches. Internationale Polizeierfahrung. Die Tatsache, dass wir drei Tage später zurück nach New York aufbrechen wollten, tat für alle nur noch ihr übriges. Nur für mich nicht. Während all das für die Polizisten dieses Ortes einen Sinn ergab, wusste ich nur noch viel weniger als vorher, was ich tun sollte. Einzig und alleine Old Quinn, die alte, gruselige Dame, bei der wir zur Miete für einige Tage lebten, schien meine Sorgen zu teilen. Auf die Art und Weise, wie man es von ihr erwarten konnte. Ihre trüben Augen starrten auf dem Fenster in den Wald vor ihrer Tür, als ob sie auf etwas wartete und gleichzeitig nichts erwartete. Meine Hände zitterten bei dem Gedanken an die alte Frau und ich biss mir auf die Wangen, um es zu unterdrücken.
24 Stunden. Einen Tag hatte ich noch Zeit, sie zu finden, bis mein Vater darauf bestand, dass ich nach Hause kam. Ein Wunder war es gewesen, in davon zu überzeugen, mich die restlichen Tage noch hier zu lassen. Damit Jenna, wenn sie wieder kam, mich fand und kein leer geräumtes Zimmer und eine alte Frau auf ihrem Schaukelstuhl.





Gedankenverloren saß Jason im Bus und sah aus dem Fenster. Er wusste nicht welcher Tag heute war oder wie viel Uhr, er wusste nur das er noch immer nach ihr suchte. Nach Jenna die seinetwegen verschwunden war. Nur weil er ein Werwolf war... nur weil er auf sie getroffen war, doch er konnte es nicht ändern und eigentlich nichts dafür. Das letzte was Jason gewollt hatte war Jenna zu verletzten, Jenna mit der er die letzten Tage verbracht hatte und die ihm so wichtig geworden war... für die er angefangen hatte mehr als Freundschaft zu empfinden. Doch eine Begegnung hatte das ganze verändert. Eine Begegnung die sein ganzes Leben verändert hatte. Und sosehr sich Jason auch Sorgen um Jenna machte, schweiften seine Gedanken immer wieder zu ihr... Annie die er erst einmal gesehen hatte doch die ihm die wichtigste Person geworden war. Wichtiger als seine Familie.... wichtiger als Jenna... als alles andere auf der Welt. Das sie Jennas beste Freundin war, tat Jason umso mehr weh. Als er Jenna vor zwei Tagen versucht hatte alles zu erklären, dass er nicht mehr mit ihr zusammen sein konnte weil er sich in eine andere verliebt hatte, hatte die das natürlich nicht gut aufgefasst und war seit dem verschwunden. Er konnte ja nichts dafür. Hätte er es sich aussuchen können dann hätte er sich vielleicht gar nicht auf Annie geprägt. Alleine für Jenna hätte er versucht das zu verhindern doch er hatte keinen Einfluss auf das ganze. Sie war es gewesen... sie war es schon die ganze Zeit gewesen. Vielleicht war er deshalb auch Jenna direkt so nah gewesen, um durch die auf Annie zu treffen? Er wusste es nicht.
Mit einem Seufzen auf den Lippen sah er raus in den Regen der gegen die Scheiben des Buses prallte und dann an den Scheiben nach unten lief. Er hatte keine Ahnung was er machen sollte und diese Ungewissheit brachte ihn immer mehr zum verzweifeln, jeden Meter dem der Bus sich Forks näherte wurde er unruhiger. Er würde sie wieder suchen... nachdem er im Internat gewesen war, würde er sie wieder im Wald suchen gehen und würde sich nicht in die Stadt begeben. Dort würde er vielleicht auf Annie treffen und das wollte er im Moment am wenigste. Er konnte sie nicht aus seinen Gedanken verdrängen doch im Moment sollte er Jenna suchen und nicht an sie denken. Als der Bus in Forks hielt, stand er auf und stieg dann aus, dabei sah er auf die Stufen und erstarrte dann aber sofort als er aufsah und Annie vor sich sah.

Der Himmel hatte nicht vor, den Regen jemals zu stoppen. Er wollte warten, bis Anne sich aufgelöst hatte und einfach nicht mehr exestierte. Und so, wie sie bereitwillig weiterhin hier stand, schien es beinahe so, als käme es ihr gerade recht. Es war eine leere Straße, ohne Läden oder Häuser und das junge Mädchen starrte weiter gegen die immer gleichen grünen Bäume. Sie schienen überall zu sein - kein Ausweg aus der grünen Hölle. Annie vertrieb den Gedanken aus ihrem Kopf, Jenna irgendwo darin finden zu können.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie von weitem ein lautes Geräusch hörte, bis sie feststellte, dass es der Motor des alten, gelben Busses war, der über die Straße fuhr.
Verregnet und klein wie ein Vogel, dessen Flügel zu nass und schwer waren, um davon zu fliegen, stand sie dort vor ihm. Annies Blick richtete sich auf und wurde starr, als sie bemerkte, wer ihr da entgegen kam. Zwar hatte sie diese Augen nur einmal gesehen, die Regentropfen wie Diamanten in seinen Haaren glitzern gesehen, doch nie hätte er an ihr vorbei gehen können, ohne das sie ihn bemerkt hätte. Mit einem Mal war es egal, dass vor ihr der Bus hielt, auf den sie so lange gewartet hatte, egal, dass ihre nassen Strähnen an ihrer Stirn hafteten und einzelne Tropfen wie Tränen ihre Wangen entlang laufen ließ. Es war auch egal, dass der Bussfahrer sie auffordernd anblickte, sie, als einzige Wartende an der Haltestelle und sie nicht daran dachte, sich von der Stelle zu bewegen. Zum ersten Mal seid einer halben Ewigkeit löste sie sich aus ihrer angespannten Haltung, erleichtert zu wissen, dass sie nicht mit ihm fortgelaufen war, sie in dem Gedanken gelassen hatte, das etwas passiert wäre. Doch zeitgleich wuchs ihre Sorge nur noch umso mehr - wem sollte sie die Schuld an Jennas Verschwinden geben? Die Antwort stand vor ihr, es war, als zog er sie beinahe an. Etwas stank gewaltig an der ganzen Situation. Und Jason war Schuld daran. Zumindestens trug er seinen Teil dazu bei. Eine andere Antwort ließ die junge New Yorkerin in diesem Moment nicht zu.
Nur Sekunden waren verstrichen, seid ihr diese Gedanken durch den Kopf gegangen waren, doch es reichte für Jason, um sich an ihr und den anderen Passagieren vorbei zu stehlen. Triefnass drehte Annie sich um und lief ihm hinterher.
"Hey! Jason!" die sonst so ruhigen Töne auf Annies Mund schienen zu explodieren - sie hatte nicht gewusst, dass sie schreien konnte. Da Jason nur ging, schnell, aber nicht rannte, hatte Annie ihn bald aufgeholt. Wütend boxte sie ihn am Arm, damit er sich umdrehte, was es nicht besserte, denn kaum sah er sie an, tiefbraune Augen, die sich kaum von seiner Iris unterschieden, stieß sie ihn wütend zurück. "Wo ist sie? Wo ist Jenna?" fragte sie ihn mit fester Stimme, wütend und bedrohlich, dass es in jeder anderen Situation witzig geschienen hätte. Als beginne der kleine Vogel, dessen Flügel gebrochen wurden, unfähig, zu fliegen, einen Kampf auf Leben und Tod mit dem großen, starken Wolf, dem der Regen nichts mehr ausmachte, als das sie in seinem Fell begannen zu schimmern. Sie hörte, wie die Türen des Busses sich schlossen und der ächzende Motor quietschend davonfuhr. Es war immer noch egal. Dann würde sie den Weg zurück laufen müssen.
"Du hast sie zuletzt gesehen! Und seid dem ist sie weg. Ich . . . ich dachte du magst sie!" ihre Stimme wurde immer lauter, umso länger sie Jason ansah. " Habt ihr euch gestritten? Sie kennt die Stadt noch nicht einmal! Was ist, wenn sie sich im Wald verlaufen hat? Jason!" erneut stieß sie ihn wütend zurück, mit aller Kraft doch selbst wenn er nur ein Mensch gewesen wäre, hätte es ihm nicht weh tun können. Der letzte Schlag gab Annie den Rest, denn von der Energie, die durch ihre Adern pulsiert war, schien mit einem Mal alles verbraucht. Außer Atem und schlaff hingen ihre Arme neben ihrem Körper, während der Regen ihre nächsten Worte fast übertönte. "Was ist passiert?"





Er wusste nicht was er überhaupt in diesem Bus zu suchen hatte. Ins Internat hätte er auch morgen früh gehen können doch er wollte nicht einfach nur zu Hause rum sitzen und nichts tun. Sie war seinetwegen gegangen und er musste sie einfach suchen und finde. Jas wollte dich gar nicht ausmalen was ihr alles passieren konnte... vor allem weil er genau wusste das sich hier auch noch andere Wesen rumtrieben, die ihr nichts gutes wollen würden. Davor hatte er am meisten Angst. Das jemand anderes sie vor ihm finden und ihr etwas antun würde... das es zu spät sein würde und er sie nicht mehr retten könnte. Jason schüttelte leicht den Kopf und versuchte diese Gedanken zu verdrängen, er würde nicht aufgegeben und würde heute wieder durch den Wald laufen. Das es dabei dann wieder regnen würde oder nicht war ihm egal. Er wollte sie nur finden. Beim Blick aus dem Fenster konnte er schon den Wald sehen der an Forks angrenzte, denn er auch beim aussteigen direkt vor sich hatte. Doch viel wichtiger im Moment war, das vor dem Wald sie stand... Annie, die es wieder und wieder schaffte seine Gedanken von Jenna auf sie zu lenken. Nachdem er sie das erste mal gesehen hatte, war er direkt ins Internat und wollte wissen was los war. Er hatte es schon gehört gehabt und sie hatten es auch im Unterricht behandelt. Einige seiner Freunde hatten sich auch schon auf jemanden geprägt, doch nachdem es bei Jenna nicht passiert war und die beiden sich immer näher gekommen waren, hatte Jas gehofft er würde zu denen gehören bei denen es nie passierte. Doch da hatte er sich getäuscht und kurz darauf auf Annie getroffen.
Sie starrte Jason genauso an wie er sie, doch fand er schneller wieder zu sich und wollte einfach nur weg hier. In der Hoffnung sie müsste und würde auch in den Bus einsteigen, lief er schnellen Schrittes den Weg entlang, weiter weg von ihr und in Richtung Stadt, in die auch der Bus verwand. Eigentlich musste er in den Wald doch das konnte er nicht vor Annie. Er wollte und durfte auch nicht zulassen das sie irgendetwas mitbekam. Als sie mehrmals nach ihm rief und ihm dann auf den Arm schlug, blieb er endlich stehen und seufzte leise, bevor er sich umdrehte. Er sah ihr nur 2 Sekunden in die Augen, bevor sie ihn weg stoß. Mehr aus Reflex ging er einen Schritt zurück, den stark war sie nicht. Selbst wenn er nur ein Mensch wäre, hätte ihm dieser Stoß und der Schlag auf seinen Arm nichts ausgemacht, da war Jason sich sicher. Bei ihren Worten jedoch, schluckte er schwer und sah sie an. Sie hatte ja recht. Doch was sollte er ihr sagen? Das er auf sie geprägt war und mit ihrer besten Freundin Schluss gemacht hatte und sie deshalb verschwunden war? Nein das konnte Jason nicht. Er sah Annie an die vor ihm stand und immer leiser wurde, während auch er genau wie sie, von dem regen durchnässt wurde doch das war ihm egal.
Er schüttelte leicht den Kopf und sah sie wehmütig an. "Ich weiß es nicht..." antwortete er auf die Frage wo Jenna denn sei. Wenn er das wüsste wäre er sicher schon im Wald und müsste sich nicht mit Annie, der er aus dem Weg gehen wollte rumschlagen. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht wo sie ist" sagte er dann etwas lauter und auch mit Verzweiflung in der Stimme. Das hatte er doch alles nie gewollt. Er ging einen weiteren Schritt zurück und senkte seinen Blick. Leise Seufzte Jason und sah Annie dann wieder an. "Wir haben uns gestritten... seit dem suche ich sie überall doch ich weiß genau so wenig wie du wo sie ist" meinte er dann.

Ihre Kaputze war von ihrem Kopf gerutscht. Einzelne Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst - die Tropfen klebten sie an ihren Nacken und unter ihrer Wut, ihrer Verzweiflung, ihrem Stolz und ihrer Angst spürte sie lange nicht mehr jeden Tropfen. Als hätte es nie in ihrem Leben eine Sekunde gegeben, in der sie nicht unter den wütenden, grauen Wolken des Himmels stand und durchnässt wurde. Eine allgemeine Kälte schlich sich über ihre Haut und verursachte eine Gänsehaut. Doch lange, eine halbe Ewigkeit, war sie zu nicht viel anderem in der Lage, als Jason anzusehen, zu erraten, ob er ihr die Wahrheit sagte, zu spekulieren, ob sie seinen Worten vertrauen konnte. Der Herzschlag, der verstrich, dauerte eine gefühlte Ewigkeit und Annie hatte immer noch keine Antwort auf ihre Frage. Es schien ihr unmöglich, ihm in die Augen zu sehen und seine Worte als Lüge zu entfalten - eine Tatsache, die das junge Mädchen beunruhigte. Doch gleichzeitig klopfte ihr Herz laut polternd, als wollte es ihn dazu zwingen, wenn ihre Stimme es nicht konnte, weiter zu reden, zu sagen, was er sagen konnte, musste, hier, auf dieser Straße und Annie es verstehen zu lassen. Doch sie ließ es nicht ausreden und schluckte.
"Hau . . . Hau nur nicht wieder ab. Bitte. Ich muss morgen wieder zurück nach New York, und wenn ich sie bis dahin nicht gefunden habe . . ." wütend blickte Annie in de Himmel, doch sie war müde und hatte keine Energie mehr in ihren Gliedern, um irgendetwas auszurichten. Jenna musste es gut gehen. Hätte Annie nicht sonst irgendetwas in ihr gesagt, dass sie gehen konnte?
"Sie ist nicht nur meine beste Freundin. Sie ist meine Schwester, auch wenn sich das total dämlich anhört, ich liebe sie. Und auch, wenn sie manchmal ihre Macken hat, sie ist der beste Mensch, den ich kenne. Also . . . wenn du irgendetwas hörst, verschweig es nicht, bitte."
Ein letztes Mal sah Annie vom Himmel weg in Jasons dunkle Augen, bevor sie seufzte, so leise, dass es im Lärm des Regens beinahe verschwand und drehte sich um, um zu Fuß zurück zu Old Quinn zu gehen. Es dauerte nur einige Meter, biss sie im Dunst des Regens verschwunden war.





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